Sonntag, 3. März 2013

Indien-Reise 2012, Teil 2: Sari-Shopping

Hier geht es zu Teil I.

Vor 2 oder 3 Wochen hatte ich mir eine Erkältung zugezogen und fuhr mit dem Bus anstatt dem Rad zur Arbeit. Je nachdem welchen Bus ich nahm, kam ich auf dem Heimweg an einem der Sari Shops gar nicht so weit von meinem Haus vorbei. Hachja, hoch lebe das britische Multi-Kulti und mein Irgendwo-zwischen-Arm-und-Reich-ehtnisch-gemischtes Stadtviertel ;) Dabei kamen natürlich die Erinnerungen unseres Sari-Shopping-Trips diesen Sommer hoch und ließen mich mit breitem Grinsen nach Hause laufen und Bilder weiter sortieren*.

Manchmal ist kranksein doch nicht so schlecht ;)

Achja, auf  http://www.plantershomestay.com/kerala-homestay/ gibt es Bilder vom Haus zu sehen – und von uns! Bilder 15-20 :) Und das erste Bild auf der Seite „Rooms“ zeigt, das Zimmer, in dem Christiane und ich geschlafen haben. Zusammen mit dem Bad ist es nicht viel kleiner als meine gesamte Wohnung ;)

*Naja, in Ordner sortiert sind sie ja schon lange. Aber euch nicht mit 100 Fotos/Beitrag zu erschlagen, fällt immer noch schwer.

(wie immer: klick auf Bild vergrößert das Bild!)

Hübsche Blüte in Julie's Garten.

Mittwoch, 22.- Freitag, 24. 08.2012
Halbwegs ausgeschlafen und munter (die andere Hälfte der Gruppe hatte sich auf ihrem Trip durch Tamil Nadu eine Magen-Darm-Geschichte zugegzogen...) machen wir uns über unser erstes Hausmacher-Frühstück her. Gekocht und zubereitet von Grace, unserer herzlichen Wirtin, die alle unsere Mahlzeiten mit Argusaugen überwacht. Curry zum Frühstück, dazu Roti (eine Art Pfannkuchen), in Kokosöl gebratene Spiegeleier (schmeckten sehr süßlich!), dazu Toast und (Pseudo-)Käse werden für uns schnell eine Gewohnheit. Ebenso das Essen mit den Fingern (und ohne Hilfe der linken Hand!)

Beim Abkühlen.
 
Danach heißt es ab in die Stadt und Sari-Shoppen! :D Julie, die zukünftige Braut, nimmt sich extra einen Tag dafür Zeit. Aber zuerst fahren wir im Bus zu ihrem Haus in Pala, wo sie uns ein bisschen herumführt. Es gibt viel zu sehen und der Koch demonstriert uns, wie eine Kokosnuss traditionell mit einem rießigen Messer und einer Art Beil aufgebrochen wird. Er findet uns sicher genau interessant, wie wir ihn und alles um uns herum und die Kokosnuss schmeckt vorzüglich! Es gibt zudem ein kleines Wasserbecken, in dem wir uns die Füße kühlen. Im Garten wachsen so alltägliche Dinge wie besagte Kokosnüsse, Koriander, Ananas, Orchideen, die an Palmen wachsen und Pfeffer. Also da lasse ich mich doch gerne dorthin schicken, „wo der Pfeffer wächst“ ;)
Pfeffer frisch von der Ranke!
"Wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss, geklaaauuuut"
Bananen-Palme im Garten. Wo sonst ;)
Bananenstaude mit Bananenblüte (wird als Salat gegessen) dran

2 Stunden später als ursprünglich vorgesehen (die indische akademische Viertelstunde?), machen wir uns endlich zum Sari-Geschäft auf. 4 Stockwerke voller Stoffe, Saris, Seidenhemden und Tuniken in allen nur erdenklichen Farben! Je bunter und bestickter, desto besser! Die Verkäuferinen nehmen sich unserer an und ziehen gefühlte 1000 Saris hervor; schon bald biegen sich die Tische unter aufgefalteten Stoffbahnen und wir acht Mädels versuchen verzeifelt-verzückt Farben und Muster zu finden, die mit unseren käsebleichen europäischen Hauttönen vereinbar sind. Keine einfach Aufgabe! Insebesondere, da ein Sari ja den gesamten Körper von Kopf bis Fuß einhüllt. Etwas unbeholfen verwickeln wir uns in Metern an Pailletten und Silberdraht auf Baumwolle oder Seide. Dass ich einen roten Sari anprobiere ist ja kein Wunder, leider muss ich feststellen, dass Ganzkörper-Rot mir schlichtweg nicht steht. Super-Bonus eines Saris: eine Größe passt sich jeder an! :D Ich entscheide mich mit Hilfe der anderen Mädels für einen hübschen blauen, leicht gemusterten Sari, der mit Goldfäden bestickt ist. Dazu einen passenden Unterrock und Stoff für die Bluse.

Kleine Auswahl an gedeckteren Farben für die Blusen.
...Saris,...
Saris,...
...Saris, soweit das Auge reicht!
Beim Anrpobieren. Der isses!
Ohne Pause geht es einen Stock runter zu den Churidars, einem Set aus Tunika und Hose, dazu ein passendes Tuch. Das fällt uns zwar leichter selber anzuziehen aber auch hier ist die Auswahl an Farben und Mustern nunja, indisch eben und nach langem Hin und Her entscheide ich mich für eine lila-pinke und grüne Tunika mit grüner Hose. Mittlerweile stoßen die vier Jungs wieder zu uns, die sich in der Zwischenzeit mit Hilfe von Julies Bruder Hemden für alle 3 Feste ausgesucht haben. Dazu Mundas, diese wickelrockartigen Stoffbahnen, die Männer hier anstatt von Hosen tragen (Hosenträger sind eindeutig in der Minderheit!). Dazu später mehr. Etwas gelangweilt hängen sie auf den Stühlen herum und beobachten uns kopfschüttelnd beim „Bringt dieses unreife-Bananen-grell-gelb meine Augen zur Geltung? Und macht mich dieses palmgrün noch bläßer?“ zu. Manche Dinge sind eben überall auf der Welt gleich ;) Als drittes Outfit suchen wir Mädels uns noch ein Set Mundu aus, ein zweiteiliger Sari (eine Stoffbahn für unten- und eine für obenrum). Diese werden zu traditionellen Festen angezogen, wie dem Onam, das in der Zeit unseren Aufenthalt stattfindet. Glücklicherweise fällt uns hier die Auswahl viel leichter, da es sie nur in weiß-beige mit farbigen Bahnen am Rand gibt. Endlich komme ich zu meinem rot ;) 
Während die Jungs hoffen, dass wir endlich heim können, bietet uns die Filialleiterin des Geschäfts an, ein paar der teureren Saris zu zeigen. Dazu sagen wir natürlich nicht nein und bestaunen die doch eindeutig hochwertigeren und aufwändiger bestickten Saris, der teuerste kostet 150 000 rupees (gute 2000 Euro), ein absolutes Vermögen! Normalerweise ziehen Verkäuferinen diese an und zeigen potentiellen Käufern auf einem Laufsteg, wie sie getragen aussehen. Da steht auch schon die erste von uns mit einem Sari auf dem Laufsteg und bevor wir wissen was uns geschieht, stehen wir alle acht mit bis zu 150 Euro teueren Saris umwickelt für ein Gruppenfoto bereit!
 
Indische Meerjungfrau?
Fast wie bei der jährlichen Modenschau am Uni-Ball!
Julie und ihr Bruder gehen mit uns in ein Kaffe, in dem wir Bananenchips sowie einige indische Süßigkeiten kosten und uns mit Saft und Cola stärken. Währen die Jungs zurück zum Homestay gefahren werden, machen wir uns zum Schmuckgeschäft auf. 3 Outfits brauchen natürlich passenden Schmuck! 2 oder 3 Stunden später hält jede mehr Bangles (Armreifen) in den Händen, als ich selber je Schmuckstücke besessen habe. Dazu Ohrringe, Ketten und natürlich alles farblich abgestimmt auf unsere Kleidungsstücke. Außerdem finde ich ein paar Ohringe und Armreifen für mich und als Mitbringsel. Lustigerweise arbeiten nur Männer in diesem Geschäft. Als Julies Bruder uns besorgt-belustigt („Wo steckt ihr nur?!“) abholen kommt, ist es schon dunkel und wir sind alle totmüde und erschlagen. 

Zurück im Homestay erwarten uns vier ausgeruhte Jungs und ein herzhaftes Abendessen. Wie schon beim Frühstück, gibt es genug für eine ganze Rugby-Mannschaft und wir langen herzhaft zu (jedenfalls die, die nicht schon Immodium zum Abendessen hatten). Das Essen ist gut gewürzt, grad genug um uns einzuheizen aber essbar. Nur 2 von uns essen während der gesamten Zeit kaum was. Einer, weil er derzeit keine Balaststoffe essen darf und eine weil sie an keinerlei Gewürze gewöhnt ist. Für uns andere ist jedes Essen ein neues Abenteuer und wir perfektionieren das Essen mit den Fingern. Ich bin heilfroh, dass ich in keinster Weise schneikig bin, alles probiere und gerne scharf esse. Und da die Gerichte im Homestay unter sauberen Bedinungen zubereitet werden, habe ich auch keinerlei Bedenken. Nur beim rohen Gemüse bin ich erstmal etwas zurückhaltend aber lange nach ein paar Tagen begierig zu. Denn Gemüse ist Mangelware auf dem Speiseplan. Dafür gibt es Obst, vor allem verschiedene Bananen-Sorten – frisch aus dem Garten natürlich! Das gleiche gilt für die meisten Gewürze. Dazu aber später mehr. 

Wir fallen alle völlig fertig in unsere Betten und sind uns einig: Das war der spannendste und denkwürdigste Kleiderkauf überhaupt. Sogar mir hat es zur Abwechslung einen Riesenspaß gemacht! :)
 





4 Kommentare:

  1. Hachz. Dankeschön für den tollen Bericht. Ich bin ganz geflasht von den Stofffarben. Live muss das ein unheimliches Erlebnis gewesen sein. :)

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    1. Na endlich geht die Reise weiter, ich dachte schon, ihr seit unterwegs verloren gegangen;-)
      Andrea, es war wieder sehr unterhaltsam deinen Bericht zu lesen, ich konnte mich richtig mit hineindenken in euer Shopping-Abenteuer. Und die schönen Fotos! Also: ich schicke dich gerne mal hin "wo der Pfeffer wächst". Danke für die Fortsetzung deines Reiseberichts. Ich freue mich schon auf Teil 3!

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  2. Nun habe ich auch endlich die Zeit gefunden, mit Spannung deinem Bericht zu folgen! Das scheint ja ein echtes Highlight gewesen zu sein.

    Nun bin ich natürlich auch hibbelig auf Teil 3. :)

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  3. @Katja: Ich glaube, ich habe auf dieser Reise einige meiner Farbrezeptoren vorübergehend außer Gefecht gesetzt ;)

    @Mama: So schnell gehen wir nicht verloren!

    @Corina: Das war es :) Wobei ich Dir nicht sagen kann, was das größte Highlight war...

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