Samstag, 22. Juni 2013

Indien-Reise 2012, Teil 3: Pala und Umgebung

Hier geht es zu Teil 1 und 2.

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(Ich entschuldige mich vorsorglich schonmal für etwaige Rechtschreibfehler. 6(!) Jahre im Ausland machen sich bemerkbar...)

Donnerstag, 23. - Freitag, 24.08.2012

Terasse am frühen Morgen.
Am nächsten Morgen stehen wir nicht nicht ganz so früh auf, wie am Tag zuvor, unsere Sehnerven brauchen den Schlaf um sich vom Sari-Shopping zu erholen. Wir frühstücken wie gewohnt Dosas (eine Art Pfannkuchen *klick*), in Kokosöl gebratene Spiegeleier, Tee und Bananen. Grace, die Besitzerin des Homestays, bietet an uns das Gelände zu zeigen. Wir machen uns also auf, laufen hinter das Haus an einer Voliere mit einem Papagei (?) in den Garten und sehen zum ersten Mal in unserem Leben eine Ananas-Pflanze:




Ananas-Pflanzen
Pro Busch wächst genau EINE Ananas - pro Jahr! Wie die dann für einen Pfund im Supermarkt verkauft werden können, ist mir ein Rätsel. Natürlich gibt es Palmen noch und noch: Bananen, Kokosnuss, Kautschuk und sicher noch andere, die wir nicht erkennen. Außerdem sehen wir Muskat-Früchte und eine der wenigen Kühe, die uns hier begegnen. Diese liegt samt Kalb zwischen den Kautschuk-Palmen und scheint ihr Lebn zu genießen.

 
Kokosnuss-Palme
Muskat!
Mittagsschlaf?
Grace führt uns zum Haus ihrer Schwägerin, die nur ein paar hundert Meter vom Homestay entfernt in einem hübschen Haus auf einem Hügel umgeben von bunten Blumen und Feigenbäumen lebt. Sie läßt uns in ihren Garten schauen und amüsiert sich köstlich über unsere staunenden Blick also wir bemerken, dass die Feigen am Stamm des Baumes wachsen!


Jasmin

Feigen en masse!


Wir gehen weiter in Richtung des Flußes. Da zurzeit Regenzeit herrscht, regenet es viel (sag ja, das Wetter war wie in Wales nur wärmer ;)). Entsprechend reißend war der Fluß die letzten Tage aber wir haben Glück, dass er inzwischen etwas abgeschwollen ist und wir wir eine kleine Bootstour machen können. 2 nette Arbeiter der Plantage übernehmen es, uns in länglichen Booten den Fluß hochzustochern. Die Staken werfen viel Wasser auf und ich bin schnell klatschnass. Bei den Temperaturen ist das eine willkomene Abkühlung und ich bin im Geiste dankbar, dass das nicht der Ganges sondern ein relativ sauberer Fluß ist. Relativ, weil wir entlang des Ufers unglaublich viel Müll in den Bäumen hängen sehen. Halb scherzen wir, dass Müll hier sogar auf Bäumen wächst... In der Ferne sehen wir die Western Ghats, die Berge, die Kerala von Tamil Nadu trennen und die wir in ein paar Tagen fahren werden (ich kann's kaum erwarten!).

Berge in Sicht!
Müllbäume und eine Treppe

Nach dem Mittagessen, fahren wir nach Pala in ein Aryuvedisches "Hospital". Dort werden wir eine Einführung in Aryveda und Yoga sowie eine Massage bekommen. Das Zentrum befindet sich direkt außerhalb des Ortes versteckt ziwschen einigen Palmen. Uns wird schnell klar, dass sie nicht sehr häufig Nicht-Indische Kunden haben. Die Lehrerin stellt sich als eine freundliche junge Frau in rotem Sari heraus, die genauso sehr an uns und unserem Leben interessiert ist, wie wir an ihrem und ihrem Wissen. Leider findet die Yoga-Stunde parallel dazu statt. Darauf bin ich besonders gespannt, gehe ich doch 1-2x/Woche in
Cardiff zum Yoga. "Der Professor" erklärt vieren von uns die Grundzüge des Yogas und auch wenn ich das meiste schonmal gehört hatte, ist es doch eine spannende Erfahrung. Einfach, weil es für ihn Bestandteil seines Alltags ist und in keiner Weise dem [westlichen] Lebenstil angepasst werden muss.* Die eigentlichen Asanas oder Positionen bereiten mir ganz schöne Schwierigkeiten, ich muss mir den Nacken mal wieder verdreht haben.

"Krankenhaus"-Schild.

Nach der Yoga-Stunde schließen wir uns den anderen an, die inzwischen nach draußen gezogen sind. Die ersten bekommen bereits ihre Massage. Dieser sehe ich mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Irgendwie ist mir der ganze Ort nicht ganz geheuer ohne zu wissen warum. Die Berichte derer, die bereits wieder rauskommen, beruhigen micht nicht gerade. Ich beschließe, kurz bei den Eltern in Deutschland anzurufen und Bescheid zu geben, dass es uns allen gute geht. Kurz danach bin ich an der Reihe: Ich werde in einen Raum geführt, in dem eine Freundin noch auf dem hölzernen Massage-Tisch liegt, der inzwischen vor Öl schwimmt! Ich sitze bald rücklings auf einem Stuhl (nur mit Unterhose bekleidet) und bekomme die wohl unentspannenste Massage meines Lebens. War es der Gestank des Öles? die Tatsache, dass ich schier vom Tisch flutsche? oder dass ständige Leute durch den Raum in den nächsten Laufen? dass ich mich danach mit eiskaltem Wasser waschen muss und einem Stück Seife, dass allenfalls dazu nutzt, das Öl abzuschaben? Ich bin jedenfalls heilfroh als ich zurück im Homestay unter die lauwarme Dusche kann. **
Beim Abendessen lernen wir einen weiteren Gast kenne, eine australische Dame aus Brisbane, bei der der zukünftige Mann meiner Freundin während eines Australien-Aufenthalts ein Zimmer gemietet hatte und die es fertig bringt uns innerhalb von 5 Minuten alle plattzureden. In dieser Zeit erzählt sie uns ihre Lebensgeschichte zweimal und noch viel mehr. Wir sind wirklich eine friedliche und offene Truppe, die gerne Englisch redet damit auch andere in die Konversation einzusteigen. Aber Frau Egozentrik bringt uns innerhalb weniger Tage dazu alle Höflickeit zu ignorieren und bewusst Französisch und Deutsch zu reden. Die Tatsache, dass sie in aller indischen Öffentlichkeit knappe Hosen (lies: kurz über die Pobacken!) und hautegene tiefausgeschnittene Tops anzieht, setzt der ganzen Sache die Krone auf. 

Am nächsten Morgen machen wir uns auf, an den Rand der Berge zu fahren. Unterwegs begegnen uns einige Forstarbeiter samt Arbeitselephant! Gegen eine (für uns) geringe Gebühr, dürfen wir sie streicheln und Fotos machen. Ich glaube, sie ist ganz froh, eine kleine Pause zu haben.

Fleißige Elephantedame.
Nach etwa 40min Fahrt steigt ein Freund des Fahrers zu und dirigiert uns zu einer der vielen Kautschukplantagen. Wir bestaunen die Erntevorrichtung, die uns an Ahornsirupernte erinnern. Wir laufen weiter an einen Fluß, der tief genug ist um darin zu schwimmen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und keine 5 Minuten später sind 4 von uns im Wasser!

Kautschukernte.
 

Der Badespaß ist viel zu schnell vorbei und wir fahren wieder zurück in Richtung Homestay nicht ohne an einem kleinen Wasserfall Halt zu machen.


Dort begegnet und auch eine kleine Echse, die uns genauso interessiert anschaut, wie wir sie ;)

"Und wer sind Sie?"
Am Nachmittag fahren wir nochmal nach Pala in den Ort um uns umzusehen und ein paar Dinge zu erledigen. Wir sind erschlagen von den ganzen Werbetafeln, dem Verkehr und den Früchten am Straßenrand.



Lecker!
Ein besonderes Highlight ist der Verkaufstand mit all den religiösen Bildern. Inklusive knallbuntem Blink-Blink drumherum (grad so erkennbar in der Mitte des Bildes)! 

Hoffentlich mag Jesus Lichterketten!
Panorameblick auf den Fluß inlusive Basegast.
Mit Händen und Füßen versuchen wir ein paar Speicherkarten für unsere Kameras zu finden. Das ist gar nicht so einfach, denn wir sprechen kein Malayalam und die meisten kein Englisch... Letztlich finden wir ein Elektro-Fachgeschäft, ziehen brav die Schuhe an der Tür aus, tapsen barfuß hinein und finden, was wir suchen. Außerdem kaufen wir noch ein paar Kleider, quietschbunt, wie auch nicht anders zu erwarten.
Dieses Schild hier bringt mich Lachen: "Schönheitssalon. Braut-Make-Up. Auto-Dekorationen". Bitte was?!?!
Auto oder Frau verzieren. Ist doch fast das gleiche!
Wir fahren wieder zurück zum Homestay, denn morgen steht die Verlobungsfeier auf dem Programm und da wollen wir ausgeschlafen sein.

* So ganz in Worte packen kann ich das nicht. Ich habe in Cardiff einige Yoga-Kurse ausprobiert, bis ich eine Lehrerin gefunden habe, die weder die Yoga-Positionen nicht als Fitness-Programm durchzieht noch völlig esoterisch abgedreht ist. Aber das ist ein anderes Thema.

** Die Unterhose wanderte in den Müll, da das Öl selbst in der Waschmaschine nicht herauszuwaschen war. Den Geruch habe ich immer noch in der Nase - bäh! Durch das Öl hat die (pinke!) Unterhose außerdem auf meine helle Wanderhosen abgfärbt und wie ich sie vor ein paar Wochen anzog, musste ich trotz der unangenehmen Erinnerung lachen. Ich trage als ein kleines Stück Indien durch die walisische Pampa!

3 Kommentare:

  1. Wow. Sind das viele Erlebnisse! Hast du die schon alle verarbeitet bekommen? Wahnsinn. Und toll! Und überhaupt, schön wieder von dir gelesen zu haben. :)

    Freu mich schon jetzt auf die Fortsetzung...

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  2. Na endlich! Es geht weiter!! Hatte ich doch den rictigen "Riecher", gerade jetzt mal auf deiner HP vorbei zu schauen. Und wieder so viele Erlebnisse und Eindrücke, die du gekonnt übermittelst, deine Schilderungen nehmen die Leser mit auf die Reise. Die Bilder machen es noch plastischer und die Untertitel sind immer wieder kleine "Bonbons". Auch ich bin gespannt auf die Fortsetzung, die hoffentlich nicht erst ein Jahr NACH der Reise kommt.

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  3. Das ist so interessant über diese ganz andere Welt zu lesen! Vielen Dank für deine Berichte.

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